Ein qualitativ wertvoller Beitrag zum Thema Qualität :o)

Wie seltsam zu sehen, wie sich der Begriff der Qualität im Kopf verändert, wenn jemand danach fragt...ein Vergleich vor und nach Lektüre des Aufsatzes von Dr. Ehlers.

Nach Lektüre der Aufgabenstellung:
Was assoziiere ich mit Qualität, mal sehen. Zunächst einmal ist Qualität ein wertfreier Begriff. Etwas kann von „hoher oder von niedriger Qualität sein“ – allerdings nur im Vergleich mit etwas anderem: einem Produkt, einem Standard, einem Vorgängermodell. Somit stellt Qualität die abhängige Variable und kein feststehendes Attribut dar.
Vergleiche ich zum Beispiel ein in Deutschland gedrucktes Buch mit einem indischen, ist letzteres von minderer Qualität. Die Seiten sind dünner, die Fehlerdichte ist höher und die Druckerschwärze ist weniger schwarz. Nehme ich nun eine Spezialedition des deutschen Buches im Hardcover mit schönen Grafiken mit in den Qualitätsvergleich, so ist das deutsche Buch plötzlich qualitativ nicht mehr so gut.
Ein zweites Beispiel: Ein Fastfood-Menü im Vergleich mit einem selbstgekochten Gericht ist sicherlich von minderer Qualität. Die Einzelzutaten sind weniger frisch und knackig, Konservierungsstoffe ersetzen Geschmack. Vergleiche ich das Selbstgekochte mit einem Sternekoch-Gericht, so schneidet das Selbstgemachte wahrscheinlich weniger gut ab.

Wenn ein Produkt „den Standards entspricht“, hat es eine hinreichende Qualität und liegt auf der Werteskala sozusagen bei 100 Prozent. Somit ist ein „Qualitätssiegel“ (vom TÜV, der Computerbild, Fresenius oder Herrn Hipp für Babynahrung) ein Wegweiser, der mir Orientierung im Produktdschungel gibt. Außerdem stelle ich Erwartungen an ein hochwertiges Produkt – einen Qualitätsanspruch dahingehend, dass es verlässlich und zielführend ist und hält, was es verspricht.

Nach Lektüre des Studienbriefs:
Der Begriff der Qualität ist nicht nur an einen Vergleichsmaßstab gebunden (s.o.), sondern mehr noch ein fließender Begriff. Das TQM unterliegt KVP bzw. Kaizen, also einem ständigen Streben nach Verbesserung.
Auch in der Persönlichkeitsbildung (z.B. in Zusammenhang mit individueller Karriereplanung innerhalb der Personalentwicklung) spielt Kaizen, also sozusagen ständige Qualitätsverbesserung, eine große Rolle innerhalb der eigenen Verbesserung und dem Streben nach Erfüllung in der Arbeit.

Der Begriff Qualität ist für mich nach der Lektüre des Studienbriefes vielschichtiger. Erneut ins Blickfeld gerückt ist für mich die subjektive Sichtweise auf die Qualität von E-Learning-Angeboten: Ein tolles Konzept, ein harmonisches Zusammenspiel der Auftraggeber, Sach- und Didaktikexperten, ein gutes Autorentool, eine perfekte grafische Umsetzung, ein durchdachtes LMS zur Distribution, eine passende Kommunikationspolitik, engagierte Lerner – und trotzdem hält das WBT nicht, was es verspricht: “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile” und die Qualität eines Gerichtes hängt nicht nur von den Zutaten ab. Das Sternegericht schneidet nicht besser als die Currywurst ab, wenn der Tester keinen Hunger hat oder Currywurst zu seinen Leibgerichten zählt. Außerdem kann nur wenig mit “Muttis Möhreneintopf” mithalten…

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, was die Einhaltung oder das Erreichen hoher Qualität bei einem Produkt, “bei dem der Kunde mitzureden hat”, schwierig macht. Somit erachte ich die Relevanz von Qualität für Software/E-Learning-Projekte bzw. besser gesagt die Relevanz von Qualitätsmanagement für E-Learning als sehr hoch und wichtig - die Realisierung ist allerdings eine Herausforderung.

Die systemtheoretische Sichtweise der ISO 9000:2000ff.-Norm, die ich nicht nur im systemorientierten Managementansatz (Punkt 5) sehe, sondern auch im KVP (Punkt 6), in der Partizipation (Punkt 3) und der Wichtigkeit der Lieferantenbeziehungen (Punkt 8), versucht viele „Teile der Summe“ zu beachten, ins Qualitätsmanagement einzubeziehen und somit dieser höchst subjektiven Angelegenheit (des Lerners) gerecht zu werden.
Der Qualitätsbegriff des Lerners ist für mich entscheidend für ein Qualitätsprodukt – ständige Evaluation und eine lernerorientierte Definition des multidimensionalen Konstruktes Qualität sind somit Schritte hin zu kontinuierlicher Verbesserung auf dem Weg zum E-Learning-Qualitätssiegel.

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