Effektiver im 2.0?

Wann ist Lernen effektiv? Googlet man nach Tipps zum effektiven Lernen, kommen allerhand (mehr oder weniger) nützliche Treffer heraus. Abgesehen von Ess- und Schlafgewohnheiten sowie dem Verstehen statt Auswendiglernen, habe ich einen Thread mit dem Titel Lernen in komplexen Systemen ist effektiver als das Lernen von Einzelwissen gefunden. Und schon sind wir beim Thema.

Durch das Web 2.0 ändern sich Rollen, der Lerner wird zum Lehrer, der Leser zum Autor, Information zu Meinung und umgekehrt. Ein komplexes System, aber hervorragend um effektiv zu lernen? Oder gar effektiver als das Web 1.0? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden:

Im komplexen System des Web 2.0 ist die Beschaffung umfangreicher Informationen leicht und schnell. Die Beschaffung einer großen Menge an Information kann somit im Vergleich zum Web 1.0 als effektiver bezeichnet werden. Die geänderte Rechercheart führt zu verschiedenen Überlegungen zum effektiveren Lernen im Web 2.0: Woran erkenne ich qualitativ gute Beiträge? Wie vermeide ich „Lost in Hyperspace“, das Verirren in den Weiten des Webs und der Informationsmengen? RSS-Feeds, Twitter und Foreneinträge helfen bei der Filterung und Einbettung der Informationen.

Somit bildet das Web 2.0 eine Organisationshilfe beim Lernen. Kein fester Lernpfad wird abgegangen, sondern die PLE, eine neue Art der individuellen „Lernplattform“ zur Unterstützung der eigenen Organisation hilft beim effektiven Lernen. Das Web 2.0 unterstützt die Kommunikation und Kollaboration im sozialen Netz des Lernenden.

Die Effektivität des Lernens hängt trotz allem hauptsächlich vom Lerner ab – selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Lernen ist unabhängig von den Tools oder der Plattform. Diese können die „Selbstbildung“ nur als beste Technik unterstützen. Die „Selbstbildung“ nimmt Prüfungen die Priorität vor dem Verstehen und dem Lernweg. Ich möchte hier behaupten, dass langfristig Abschlüsse und Zertifikate an Wichtigkeit vor dem tatsächlichen, schwer zu standardisierenden Wissen verlieren.

Die Bildungslandschaft wird sich insofern verändern, dass Rollen von Lernenden und Lehrenden, von Experten und Laien, von Fragern und Gefragten durchlässiger werden. Eigenständigkeit und eigenverantwortliches Lernen wird wichtiger, jeder Lerner stellt sich seinen eigenen Lernbaukasten im Web 2.0 zusammen. Klingt effizienter, weil individueller – führt aber auch zu vielen Themenzweigen und Untergruppen, zu mangelnder Übersichtlichkeit und schnellen Publikationen - zu höherer Komplexität, die das Lernen nicht unbedingt effizienter machen.

Hier helfen nur veränderte didaktische Methoden, die der Bildungslandschaft eine neue Orientierung in ihrer Komplexität geben. Insofern kann mit Hilfe des Web 2.0 das Lernen durchaus effektiver werden – Stellschraube ist hier jedoch der Lerner selbst und die dahinterstehende didaktische Methodik und diese beiden Parameter werden die Bildungslandschaft verändern.

1 comment:

  1. Ein interessanter Beitrag, der zum Nachdenken anregt...Hängt nicht vielleicht die Effektivität auch stark mit der didaktischen Gestaltung des Lernarragements zusammen (nicht in erster Linie von Lernenden selber)? Du schreibst hier, dass die schnelle/leichte Informationsbeschaffung das Lernen effektiver macht. Aber die Menge und Geschwindigkeit sagt nicht unbedingt etwas über die Wirksamkeit aus. Fraglich ist andersherum auch, ob ein individueller "Lernbaukasten" effizienter ist - schließlich bedeutet es erst einmal Mehraufwand. Aber vielleicht dadurch effektiver :-) Viele Grüße

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