Handwerkszeug zur E-Moderation

TZI, die themenzentrierte Interaktion ist ein Konzept für die Moderation von Gruppen, entwickelt von Ruth Cohn (1912-2010), welches „aktives, schöpferisches und entdeckendes Lehren und Lernen“ verwirklichen soll. Aber was hat Lehren mit Moderieren zu tun?

POTENZIALE
1. Thema, Interaktion, persönliche Befindlichkeiten des Einzelnen, der Gruppe und des Umfeldes (des Globes) kommen zusammen und wollen gleichwertig behandelt werden  (dynamische Balance). Hierin ist Hauptaufgabe des Moderators definiert und das Konzept bietet ihm somit eine ganzheitliche Betrachtung und damit systematische Hilfestellung zur Erfüllung dieser Aufgabe und eine Rollenlegitimation.
2. Die Axiome in der TZI helfen bei der Leitung der Gruppe mit festen Wertvorstellungen innerhalb der Spannung zwischen Einzelnem und Ganzem: dem Einzelnen gerecht werden ohne die Gruppe zu vernachlässigen und umgekehrt (erstes Axiom zu Autonomie und Interdependenz + zweites Axiom zur Verantwortung für Umfeld und Umwelt + drittes Axiom zu Spannung zwischen Freiheit und Bedingtheit)
3. Weiterhin helfen die Interaktionsprinzipien dem Moderator dabei, zu Beginn die Regeln der Gruppeninteraktion zu definieren: Sei dein eigener Chairman +
Störungen haben Vorrang.
4. Die von Cohn definierten Interaktionsmethoden helfen vor allem bei einer guten Strukturierung und verdeutlichen die Wichtigkeit partizipativer Leitung mit Personal-, Sach-, Sozial- und Umfeldkompetenz sowie von Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung mit dem Organisationsprinzip Struktur-Prozess-Vertrauen.
5. Die Hilfsregeln zur Förderung der Kommunikation muss ich als Moderator sowohl selbst anwenden, als auch die Gruppe ermutigen, diese Regeln zu nutzen bzw. z.B. bei man-Verwendung und unklaren Fragen nach Hintergrund fragen, die Feedbackregeln nutzen und Seitengespräche zulassen.

GRENZEN
Die konsequente Anwendung des TZI-Konzeptes ist sicherlich sinnvoll für Gruppen, die längerfristig eng zusammenarbeiten müssen, beispielsweise Projektgruppen, die sich über längere Zeit vornehmlich online abstimmen und beratschlagen.
Bei kurzfristigen Zusammenkünften sehe ich die Gefahr, dass das Thema als Einviertel betrachtet wird und somit Zeitverzögerungen bei eigentlich fachlichen Diskussionen in Kauf genommen werden. Nicht immer ist eine partizipative Leitung des Moderators und aktive Gestaltung durch die Mitglieder erwünscht und notwendig.
Die von Ruth Cohn postulierte Beachtung der körperlichen Signale hat natürlich im e-learning seine Grenzen.

Grundsätzlich sehe ich TZI vor allem als Strukturierungs- und Vorbereitungshilfe. Ein Konzept, was zu Verinnerlichen jedem Moderator - egal ob online oder ftf - hilft, den Überblick zu halten und Balance zwischen den vier Komponenten zu realisieren.

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