So konditioniere ich einen Kletterer operant

Zufällig tritt ganz plötzlich ein Verhalten ein: mein Freund Axel befindet sich in der Kletterhalle. Weder weiß er, wie er in diesen hohen verkalkten Raum gekommen ist, noch kann er sich an Gründe für diesen Ausflug erinnern. Ganz tapfer hat er sich den Klettergurt über seine Sporthose ziehen lassen und die Erklärungen zu Sicherheit und Unsicherheit der Hallenkletterei über sich ergehen lassen. Nachfragen? Nein, hat er keine, nur schnell diese Sache hinter sich bringen. Ok, welche Wand? Links, alles klar. Nur die roten Griffe nehmen, ja? Nee, ist klar.
Quasi hyperventilierend steht er schweißnass an der Wand und macht sich auf zu neuen Ufern. Er soll hoch hinaus - trotz Höhenangst.
Im ersten Versuch schafft er es bis zum großen roten Henkelgriff auf Höhenmeter 3 (gemessen von Hallenboden). Im Griff findet er ein kleines Tütchen lachender Gummibärchen, die ich ihm im Vorfeld dort platziert habe. Diese positive Verstärkung bringt ihn zum lachen und er setzt sich vorsichtig in den Gurt - der überraschenderweise mit seinen vielen Material- und Qualitätstests konform geht und hält -, kommt wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und mampft gemütlich seine Bären.

Beim zweiten Anlauf ist er schon mutiger. Die Schweißperlen auf der Stirn sind weniger geworden und diese Tatsache wirkt negativ verstärkend. Mit Kennerblick schaut er sich die Griffe der blauen Route an, überlegt mit welchem Fuß er am Besten starten sollte, wirft einen prüfenden Blick auf seine Sichernde (mich) und - los geht´s.

Noch zwei weitere Routen, eine Tüte Gummibärchen und ermutigende Schulterklopfer braucht es, bis Axel mit einem breiten Grinsen mit der rechten Hand an die Hallendecke klopft und selbstbewusst von oben ruft "und ab".
Soziale Anerkennung in Form von bewundernden Blicken gerade erschienener Anfänger tut ihr übriges.

Operanter Konditionierung sei Dank - beim nächsten Mal möchte er wieder mit.

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